zirkulierBAR Kolloquium

Im zirkulierBAR Kolloquium bieten wir regelmäßig spannende Vorträge rund um das Thema Sanitär- und Nährstoffwende an. Dabei gehen wir die Prozesskette einer Kreislaufwirtschaft für Inhalte aus Trockentoiletten gemeinsam entlang und geben Einblicke in Wissenschaft und Praxis. Die Vorträge finden in der Regel online statt. Die Vortragssprache ist entweder Deutsch oder Englisch.

(English version below)

Kommende Veranstaltungen

Derzeit sind keine weiteren Kolloquien in Planung.

Vergangene Termine

10. Juli 2024 – „Lunch & Law“

Wie kann eine überzeugende ökologische Innovation aus der Wissenschaft in die Praxis kommen? Eine wichtige Voraussetzung für eine breite Anwendung ist ein passender Rechtsrahmen. Was die Produktion und den Einsatz von Recyclingdüngern aus Inhalten von Trockentoiletten angeht, müssen die rechtlichen Rahmenbedingungen in Deutschland noch geschaffen werden.

Wie das gehen könnte, diese Frage stand im Mittelpunkt des zirkuierBAR-Online-Kolloquiums am 10.07.2024. Das etwas trockene Thema wurde in einem leicht verdaulichen Lunch & Law Format präsentiert. Im Anschluss an die Vorträge wurde der Raum für offengebliebene Fragen und Austausch geöffnet. Über 50 Menschen aus Wirtschaft, Politik, NGO`s, Stiftungen, Wissenschaft und Gesellschaft waren dabei. Durch die Veranstaltung führte klar und herzlich Annika Grebener vom Landkreis Barnimund der zirkulierBAR Kontaktstelle für Kommunen. Wir freuen uns sehr, dass soviele Menschen dabei waren und danken für das Interesse.

Zum Inhalt:

Im ersten Teil des Kolloquiums führte Ariane Krause vom Leibniz-Institut für Zierpflanzen- und Gemüsebau e.V. ins Thema ein. Wir haben uns daran gewöhnt, unsere täglichen Ausscheidungen auf der Toilette mit Wasser wegzuspülen. Der weitere Prozess der Behandlung und Verwertung bleibt meist unsichtbar für uns – aus den Augen, aus dem Sinn. Diesen Zustand spiegelt auch die Rechtslage wider. Es gibt in Deutschland keine gesetzliche Grundlage für den Umgang mit menschlichen Fäkalien, die nicht Teil des Abwassers sind, also zum Beispiel für Inhalte aus Trockentrenntoiletten. Wie diese Rechtslücke geschlossen werden kann, dazu ging es dann weiter ins Detail. Zunächst müssten zunächst Urin und Fäzes in der BioAbfall-Verordnung als Abfall gelistet werden.

Anna Calmet von der Stadt Eberswalde legte anschließend dar, wie menschliche Ausscheidungen eine für die Entsorgung, den Transport und die Behandlung nötige Abfallschlüsselnummer bekommen könnten. Und dass sie als Ausgangsstoff für Dünger in die Düngemittel-Verordnung aufgenommen werden müssten.

Bis diese gesetzlichen Änderungen erfolgen, gibt es eine interessante Möglichkeit für Unternehmer:innen. Das EU-Recht sieht vor, dass Marktzugang für Produkte beantragt werden kann, die in anderen EU-Staaten zugelassen sind und Basisnormvorgaben erfüllen. Der urin-basierte Dünger AURIN wurde in der Schweiz am Wasserforschungsinstitut Eawag entwickelt und wird von der Firma Vuna kommerzialisiert. Seit 2020 ist AURIN in Österreich als Düngemittel zugelassen. Über das Verfahren der „gegenseitigen Anerkennung“ könnte nun in Deutschland eine Zulassung beantragt werden. Mittel- bis langfristig wäre allerdings die Harmonisierung der nationalen Rechtsgrundlagen sinnvoll, um unnötige Transportwege zu vermeiden und Kreisläufe regional zu schließen.

Noch einmal zurück zu Ariane Krause: Die Stoffstromtrennung im Umgang mit menschlichen Ausscheidungen hat eine überzeugende Umweltbilanz, wie eine Meta-Analyse der zirkulierBAR-Kolleg:innen rund um die TU Berlin gezeigt hat. Und im Kreislaufwirtschaftsgesetz ist festgeschrieben, dass Maßnahmen, die den Schutz von Mensch und Umwelt am besten gewährleisten, Vorrang haben.

Es ist also an der Zeit, dass Trenntoiletten und Recyclingdünger ihren Platz im System bekommen. Damit das möglich wird, sind jetzt Politiker:innen gefragt, einen passenden Rechtsrahmen auf Bundesebene zu schaffen.

Die der Veranstaltung zugrunde liegenden Positionspapiere können hier eingesehen und heruntergeladen werden.

Die Präsentationsfolien sind hier zu finden.

Eine Aufnahme der Veranstaltung können Sie hier sehen:

05. Juli 2023 – „Verwertung von Urin zu Recyclingdünger“

ZirkulierBar_Icon_Verwertung

Im Kolloquium vom 05. Juli nahmen wir den Schritt der Verwertung von Inhalten aus Trockentoiletten und anderen nachhaltigen Sanitärsystemen genauer unter die Lupe. Wir haben unterschiedliche Herangehensweisen und Lösungsansätze kennengelernt, mit denen wir die Nährstoffe aus Toiletteninhalten wieder zurück in den Kreislauf bringen können.

Konkret ging es um die Verwertung von Urin. Zwei Expertinnen stellten unterschiedliche Verfahren zur Aufbereitung von Urin zu Recyclingdünger vor.

Jenna Senecal-Smith von der Schwedischen Universität für Agrarwissenschaften (SLU) stellt ein Verfahren zur Produktion eines Feststoffdüngers vor, dass sie mit ihrer Forschungsgruppe entwickelt.

Nadège de Chambrier von VunaNexus stellt das Verfahren zur Herstellung des Flüssigdüngers Aurin vor. Dieses Verfahren wenden wir auch in unserer Forschungsanlage in Eberswalde an.

Hier können Sie sich die aufgezeichneten Vorträge anschauen:

Jenna Senecal-Smith (SLU): “Dried Urine – the next global fertilizer“

Jenna hat im Juni 2020 im Department für Energie und Technologie – SLU promoviert und arbeitet dort nun als Postdoc-Forscherin. Jenna leitet ein Spin-off-Unternehmen namens Sanitation360, das auf den Forschungsergebnissen ihrer Arbeitsgruppe basiert. Ihr Fachgebiet ist die sichere Rückgewinnung von Nährstoffen, insbesondere die Umwandlung von menschlichem Kot in Dünger.

Nadège de Chambier (VunaNexus): „VunaNexus – System provider for nutrient recovery“

Nadège ist Umweltingenieurin an der ETH Zürich und Mitgründerin von VunaNexus. Sie spezialisiert sich auf Abfallwirtschaft und Wassernutzung in urbanen Gebieten. Ihre Arbeit als technisches Lead und Co-Founder bei VunaNexus umfasst die Entwicklung des Autarky Toilettenprojekts und die Erforschung dezentraler Abwasserreinigungs-Technologien in Indien.

07.Februar 2023 – „Sammlung & Logistik Ressourcen-orientierter Toilettensysteme“

Sammlung_und_Logistik

Unser zweites zirkulierBAR Kolloquium am 07.02. drehte sich ganz um die Themen Sammlung und Transport von Inhalten aus Trockentoiletten und anderen ressourcenorientierten Toilettensystemen. In insgesamt drei Vorträgen stellten Projekte und Unternehmen ihre unterschiedlichen Toilettenkonzepte vor. Sie zeigten uns damit einen kleinen Ausschnitt aus den vielfältigen Möglichkeiten, wie wir unsere menschlichen Ausscheidungen getrennt erfassen können und damit den ersten Schritt zu einer Kreislaufführung unserer Nährstoffe ermöglichen.

Hier können Sie sich die aufgezeichneten Vorträge anschauen:

Kayla Coppens, Cheffe de projet bei aneco
„Upscaling low-tech treatment technologies in urban Switzerland“

Vortragsfolien

Florian Augustin, Finizio – Future Sanitation GmbH
„Dry Toilets: How to link the User Interface with a Back-End Valorisation Facility“

Vortragsfolien

Carsten Beneker, Aquaplaner/ecovillage-Hannover – „yellowwater harvesting by gravity-driven collection of source-separated urine from flushing toilets – case study of a broader dwelling development in Hanover“

Vortragsfolien

09. November 2022 – erstes zirkulierBAR Kolloquium

Den Auftakt bildete die Wissenschaftlerin Geneviève Metson von der Linköping University in Schweden mit dem Thema “Fitting human excreta into a circular nutrient bioeconomy – Future scenarios, retailer perspectives, and research accessibility in Sweden”. In ihrem Vortrag verschaffte Gen uns Einblicke in ihre derzeitige Forschung und zu ihrer Arbeit in Schweden, wo Trockentoiletten bereits sehr etabliert sind. Geneviève Metson und ihre Kolleg:innen forschen in ihren Projekten an nachhaltigen zirkulären Nahrungsmittelsystemen – mit Fokus auf Nährstoff-Recycling aus menschlichen Ausscheidungen.

Der spannende Vortrag stellte klar: auch über Ländergrenzen und strukturelle Unterschiede hinweg haben viele der schwedischen Projekte so einiges mit zirkulierBAR gemeinsam. Nicht nur in Sachen Forschungszielen – Nährstoffe zurück in den Kreislauf bringen – sondern auch in der Form von Wissenssammlung, -verteilung und Aufklärung über das Thema. Während wir als Teil von Akteur:innen des NetSan e.V. die Nähstoffwende.org Seite betreiben, wurde im Rahmen von „end of wastewater“ die „Egestabase“ geschaffen. Egestabase ist eine Datenbank, die zur Dokumentation, Verknüpfung und Weitergabe von Wissen dieen soll und in diesem Kontext als „evidence-platform“ beschrieben wird. Wir bleiben gespannt auf die weitere Ausgestaltung dieser tollen Aktion und empfehlen diese Plattform Forschenden im Themenfeld Sanitärwende als Recherche-Tool.

Die Folien des Vortrags von Geneviève Metson sind hier zum Download zur Verfügung gestellt.

zirkulierBAR Colloquium

In the zirkulierBAR colloquium we regularly offer exciting talks on the topic of a sanitation and nutrient transformation. Together we walk along the process chain of a circular economy for contents from dry toilets and provide insights into Science and practice. The talks are usually online and held in German or English.

Next colloquium

The next colloquium (10th of July, 2024) will focus on the question of how the legal framework in Germany needs to be adapted to enable the production and use of recycled fertilizers from the contents of dry toilets.

As we will be discussing the German legal framework we have decided to hold the colloquium in German language. We apologise for any inconvenience this causes to our English followers.

Past events

05. Juli 2023 – „Recovery of urine to recycling fertilizer“

ZirkulierBar_Icon_Verwertung

In the colloquium on 5th of July, we took a closer look at the step of recycling contents from dry toilets and other sustainable sanitation systems. We got to know different approaches and solutions with which we can bring the nutrients from toilet contents back into the cycle.

The focus was on the recycling of urine. Two experts presented different technologies for processing urine into recycling fertilizers.

Jenna Senecal-Smith from the Swedish University for Agricultural Science (SLU) presents a process for the production of pelleted fertilizer, that she is developing with her research group.

Nadège de Chambrier from VunaNexus presents the process for the production of the liquid fertilizer Aurin. We also use this process in our research plant in Eberswalde.

Here you can watch the recorded talks:

Jenna Senecal-Smith (SLU): “Dried Urine – the next global fertilizer“

Jenna received her Ph.D. in June 2020 from the Department of Energy and Technology – SLU and works as a postdoctoral researcher in the same department. Jenna runs a spin-off company called Sanitation360 based on the research results of her research group. Her area of expertise is the safe recovery of nutrients, specifically the conversion of human feces into fertilizer.

Nadège de Chambier (VunaNexus): „VunaNexus – System provider for nutrient recovery“

Nadège is an environmental engineer at ETH Zurich and co-founder of VunaNexus. She specializes in waste management and water use in urban areas. Her work as technical lead and co-founder at VunaNexus includes developing the Autarky toilet project and researching decentralized wastewater treatment technologies in India.

07.February 2023 – „Collection & logistics of resource-oriented toilet systems“

Sammlung_und_Logistik

Our 2nd zirkulierBAR colloquium on Feb. 7th was all about collection and logistics of contents from dry toilets and other resource-oriented toilet systems. In three talks projects and companies presented their different toilet concepts. They thereby showed us a small share of all the many ways in which we can collect our human excreta separately and thus enabling the first step towards recycling our nutrients.

Here you can watch the recorded talks:

Kayla Coppens, Cheffe de projet bei aneco
„Upscaling low-tech treatment technologies in urban Switzerland“

Vortragsfolien

Florian Augustin, Finizio – Future Sanitation GmbH
„Dry Toilets: How to link the User Interface with a Back-End Valorisation Facility“

Vortragsfolien

Carsten Beneker, Aquaplaner/ecovillage-Hannover – „yellowwater harvesting by gravity-driven collection of source-separated urine from flushing toilets – case study of a broader dwelling development in Hanover“

Vortragsfolien

09. November 2022 – first zirkulierBAR colloquium

Our zirkulierBAR colloquium kicked off with a presentation by Geneviève Metson from Linköping University in Sweden on „Fitting human excreta into a circular nutrient bioeconomy – Future scenarios, retailer perspectives, and research accessibility in Sweden“. In her presentation, Gene gave us insights into her current research and her work in Sweden, where dry toilets are already well established. Geneviève Metson and her colleagues are doing research on sustainable circular food systems – with a focus on nutrient recycling from human excreta.

The exciting presentation made clear that even across national borders and structural differences, many of the Swedish projects have a lot in common with zirkulierBAR. Not only in terms of research goals – bringing nutrients back into the cycle – but also in the form of knowledge collection, distribution and education on the topic. While we run the Nährstoffwende.org website as part of NetSan e.V., the „Egestabase“ was created as part of „end of wastewater„. Egestabase is a database that is intended to document, link and share knowledge and is described in this context as an „evidence-platform“. We remain curious about the further development of this great action and recommend this platform to researchers in the field of sanitation transition as a research tool.

The slides of Geneviève Metsons presentation are available for download here.

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